Sharen statt Kaufen – Wohin geht die Entwicklung?
BlaBlaCar, AirBnB, Kleiderkreisel – Die Sharing Economy boomt und immer mehr Personen teilen, (ver-)leihen und tauschen Hab und Gut. Auf diese Weise können sie Dinge zeitweise nutzen, ohne sie dafür eigens anschaffen zu müssen. Dies ist einer der vielen Trends, die auf der Fair Friends, der Messe für neue Lebensmodelle, Fairen Handel und gesellschaftliche Verantwortung in Dortmund, dieses Jahr vorgestellt wurden.
Eine Umfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit über 1.000 Befragten, die im Frühjahr 2016 durchgeführt wurde, gibt einen Einblick in die Entwicklungen von Konsum, Eigentum und Produktion. Die Einstellung der Menschen zur Sharing Economy ist positiv. 45 Prozent der Personen stimmen der Aussage zu, dass die Trends zum Teilen und Tauschen die Gesellschaft positiv verändern werden.
Vor allem junge Menschen blicken optimistisch auf die Sharing Economy. Während sich insgesamt nur 32 Prozent der Menschen vorstellen können, auf Sharing-Alternativen umzusteigen und dafür eigenes Eigentum zu reduzieren, liegt dieser Anteil unter den Menschen zwischen 14 und 39 Jahren bei knapp 50 Prozent. Mehr junge als alte Menschen und vor allem Haushalte mit fünf und mehr Personen können sich vorstellen, ein Leihangebot für Kleidung zu nutzen (Abbildung). Eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln ist davon überzeugt, dass Sharing-Angebote dazu beitragen können, die Umwelt zu schützen.
Abbildung
Können Sie sich vorstellen, Leihangebote für Kleidung zu nutzen?
Quelle: BMBF, 2016
Die oben beschriebene Studie untersuchte ausschließlich die Einstellungen von Menschen gegenüber Sharing-Angeboten. Zahlen verdeutlichen, dass Einstellungen und Verhalten bei vielen Menschen weit auseinander liegen. Dieses Phänomen, das als „Mind-Behavior-Gap“ bezeichnet wird, beschreibt die Diskrepanz zwischen der Einstellung, nachhaltig konsumieren zu wollen (z. B. Konsum von Produkten mit Bio- oder Fairtrade-Siegel, Nutzung von Sharing-Angeboten etc.), und dem eigentlichen Verhalten, das meist stärker kurzfristigen Faktoren wie Zeitdruck, Kosten und Bequemlichkeit unterliegt.
Beispielsweise geben knapp 10 Prozent (7,73 Mio.) der Deutschen an, an Carsharing sehr interessiert oder interessiert zu sein. Nur 0,7 Prozent (0,57 Mio.) nutzen Carsharing-Angebote bisher tatsächlich (Institut für Demoskopie Allensbach, 2015). Wie stark der Mind-Behavior-Gap bei Sharing-Angeboten zum Tragen kommt und ob frühere Gewohnheiten gänzlich ersetzt werden, wird eine spannende Beobachtung.
Quellen:
Fair Friends, 2016, Trendbericht zur FAIR FRIENDS 2016 [8.9.2016]
Weiterführende Literatur:
Eyerund, Theresa, 2015, Umweltfreundliche Produkte. Mind the Gap, IW-Kurzanalyse, Köln
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